TP05: Migration oder Akkulturation – Genese und Ausbreitung der frühen Fritzens-Sanzeno-Kultur (5./4. Jh. v. Chr.)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. A. Lang
Im 5. Jh. v. Chr. bildete sich über die Inn-Eisack-Etsch-Passage mit der Fritzens-Sanzeno-Kultur eine in vielen Bereichen (Sachbesitz, Hausbau, Eisentechnologie, religiöse Vorstellungen) einheitliche Kultur in Nord- und Südtirol sowie dem Trentino aus. Als Gründe für ihre Entstehung werden Wanderungen von Bevölkerungsgruppen bzw. Akkulturationserscheinungen diskutiert. Mit Isotopenanalysen von menschlichen Leichenbränden und einigen Skeletten aus der Entstehungszeit dieser Kultur sowie der unmittelbar vorausgehenden Zeit soll die Frage von Wanderungen überprüft werden. Zur Verfügung steht Material aus Nord- sowie Südtirol (Nordtirol: Kundl; Südtirol: Moritzing, Siebeneich, Pfatten, Latsch). Potenzielle Herkunftsgebiete sollen mit Hilfe eines Mehrelement-Isotopenfingerabdruckes bestimmt werden (neben der Strontium-Isotopie die Verhältnisse von Blei- und Sauerstoff). Durch den Einsatz von zwei Isotopensystemen schwerer Elemente (Strontium und Blei), bei denen es auch bei Hochtemperaturexposition zu keiner Isotopenfraktionierung kommt, kann erstmals Leichenbrand in die Untersuchung einbezogen werden. Mit Isotopenanalysen von Tierknochen aus Gräbern, Siedlungen und einem Brandopferplatz sollen Aufschlüsse über Tierimporte und -exporte mit ihren Auswirkungen auf Viehwirtschaft und Nutztierhaltung bzw. das lokale Zuchtgeschehen gewonnen werden. Bei Wildtieren kann erstmals direkt das anthropogen noch weitgehend unbeeinflusste Streifgebiet benannt werden. Das Projekt hat somit über seine unmittelbare Zielsetzung hinaus Implikationen für die moderne Biodiversitätsforschung und die Rekonstruktion der Genese anthropogener Umwelten.
Bronzeblech mit Inschrift Bronzeblech Reiter Fritzener Schale Schale mit Kammstempelverzierung